Mich erreichen derzeit viele Fragen und Zuschriften zum Thema Heizen und Wärmewende. Deswegen von mir noch einmal eine Einordung:
Ich bin fest davon überzeugt, dass der Kampf gegen die Gefahren der Erderwärmung und der daraus resultierenden Folgen die große Menschheitsaufgabe in diesem Jahrtausend ist. Wir sollten sie deshalb weder relativieren noch kleinreden. Die Gebäudeenergiewende eignet sich nicht für eine parteipolitische Profilierung. Ganz im Gegenteil: Wir müssen gerade beim Thema Heizen möglichst schnell einen wahlperiodenüberdauernden, überparteilichen Konsens erzielen, der den Hauseigentümern, Mietern und Handwerkern eine verlässliche Planungsperspektive bietet. Es wäre daher gut, wenn sich Ampel und Union auf Bundes- und Länderebene schnell zusammensetzen und konstruktiv eine gemeinsame, tragfähige Lösung erarbeiten.
Mir persönlich sind folgende sieben Punkte zur Wärmewende und zum Klimaschutz besonders wichtig:
- Ich bin mir sicher, dass wir gerade in Deutschland die Kraft, das Wissen und die technische Kreativität haben, bei dieser Aufgabe eine Vorreiterrolle zu übernehmen und wir müssen sie nutzen, um mit aller Macht gegen den Klimawandel zu kämpfen. Wir haben in Deutschland ca. 1% der Weltbevölkerung – aber 2% der CO2-Emissionen und wahrscheinlich über 50% der Technologie um die CO2-Problematik zu lösen. Dieser Aufgabe müssen wir uns mit aller Kraft stellen.
- Wärmepumpen sind eine Schlüsseltechnologie um die CO2-Neutralität des Gebäudebestandes zu erreichen. Meiner Einschätzung nach werden Wärmepumpen aufgrund der technologischen Weiterentwicklung in Zukunft mehr Gebäudearten, d.h. auch Altbauten, zuverlässig und kostengünstig beheizen können als dies heute der Fall ist. Wichtig ist, dass wir dafür auch den Netzausbau insbesondere im Bereich der Verteilnetze beschleunigen. Wichtig ist auch, dass wir uns auf ein stabiles Fördersystem für den Heizungsumbau einigen. Ein Fördersystem, das so ausgestaltet ist, dass sich auch alle Immobilieneigentümer den Heizungsaustausch leisten können.
- Ganz wichtig ist mir das Thema „Kommunale Wärmeplanung“ – da wo Fernwärme möglich ist, sollten dies die Kommunen und Stadtwerke schnell auf den Weg bringen. Dies erweitert die Möglichkeiten CO2-neutral zu heizen und entlastet die Immobilieneigentümer.
- Die CO2-Neutralität des Heizens werden wir bis 2045 meiner Ansicht trotzdem nicht in allen Gebäuden erreichen. Darum brauchen wir eine viel stärkere Förderung der negativen Emissionen wie zum Beispiel der Verpressung von CO2 unter dem Meeresgrund, um dies zu kompensieren. Deutschland kann damit realistisch in 2045 „netto CO2-neutral“ sein.
- Erdgas ist eine Brückentechnologie, kann aber wirklich nur Übergangsmedium sein und muss schnellsten durch Grünen Wasserstoff ersetzt werden. Deswegen werbe ich für eine viel stärkere Förderung der Wasserstofftechnologie. Grüner Wasserstoff kann zur Deckung unseres deutschen Bedarfes nicht alleine in Deutschland hergestellt werden, sondern muss im großen Umfang importiert werden. Das ist eine große Chance für viele Entwicklungsländer, die über genügend Platz, Sonne und Wind verfügen.
- Klimatechnologien wie Windkraft, Photovoltaik, Elektrische Mobilität, Wärmepumpen oder auch Wasserstoff sind für die Zukunft unserer Industrie überlebenswichtig, deswegen setze ich mich auch zum Beispiel dafür ein im Rahmen des Europäischen „Net Zero Industry Acts“ eine starke Industriepolitik für diese „Clean Technologies“ auf den Weg zu bringen. Der Industriestandort Ostwestfalen-Lippe wird mit seinen Hidden Champions dadurch im Übrigen massiv gewinnen.
- Für den Ausbau der erneuerbaren Energien wie zum Beispiel von Windkraftanlagen aber auch der Netze brauchen wir dringend weniger Vorschriften und Einschränkungen. Wir brauchen schnellere Genehmigungs- und Gerichtsverfahren. Und wir brauchen darüber hinaus eine Planungsbeschleunigung und damit einhergehend eine effizientere und digitalere Verwaltung. Ansonsten werden wir unsere ehrgeizigen Ausbauziele nicht erreichen.